Kinder / Jugendliche
Warnung: Immer mehr Kinder verhaltensauffällig
Düsseldorf (dpa) - Immer mehr Kinder und Jugendliche werden nach der Erkenntnis von Medizinern und Psychologen verhaltensauffällig. Gleichzeitig stünden immer weniger öffentliche Mittel zur Vorsorge und Therapie der Betroffenen zur Verfügung. Dies haben Mitarbeiter der Jugendhilfe, Ärzte und Schulpsychologen am Donnerstag bei einem Kongress über Trauma-Folgen bei Kindern in Düsseldorf betont. Nach ihren Schätzungen bräuchten derzeit etwa 25 Prozent der Schulkinder fachkundige Behandlung durch Psychologen. "Vor 20 Jahren waren etwa 15 Prozent der Kinder behandlungsbedürftig, und damals haben wir uns schon erschrocken", erklärte ein Mediziner. Besonders deutlich sei ein Anstieg seelischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen seit Anfang der 90er Jahre zu beobachten. Ursachen seien schwindende Strukturen in Familie und Gesellschaft, die helfen könnten, seelische Folgen schwerer körperlicher oder psychischer Verwundungen aufzufangen: "Fernseher oder Computer kann man seine Sorgen nicht mitteilen." Dringend forderten die Kongress-Redner aus den Bereichen Jugendhilfe, Kinderschutz und Jugendpsychiatrie eine stärkere Vernetzung ihrer Einrichtungen. Dies könne etwa nach schwedischem Vorbild auf der Ebene von Stadtteilen geschehen, wo Schulen mit Psychologen und Jugendhelfern eng zusammen arbeiten. "Damit hätten auch Lehrer etwas, das sie Eltern auffälliger Kinder anbieten und wo sie hingehen könnten", sagte der Bundesgeschäftsführer der Kinderschutz-Zentren, Arthur Kröhnert. Nach der Auskunft von Hirnforschern lassen sich die oft lebenslangen Folgen von Verletzungen etwa nach Misshandlung, Verwahrlosung oder sexueller Gewalt im Hirn nachweisen. Dies sei Grund genug zum Umdenken bei der Fürsorge für geschädigte Kinder: "Man darf nicht länger so tun, als sei ein Trauma nichts anderes als ein Durchfall".
Quelle: Netdoktor.de vom 27.09.2002
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